Bewegungs-Training mit dem Galileo

  

Schon vor einigen Jahren hatten wir uns aufgrund von positiven Berichten im Rett-Forum mit dem Galileo-Training beschäftigt. Beim ersten Gespräch in Köln untersuchten eine Ärztin und eine Physiotherapeutin Sabrina ausführlich und testeten ihre motorischen Fähigkeiten und Möglichkeiten.

 

Ein halbes Jahr später waren wir zum ersten stationären Aufenthalt eingeladen.

 

Viele Krankenkassen unterstützen die therapeutische Maßnahme und übernehmen die Kosten unproblematisch. Das Haus der Uni-Reha liegt im Kölner Stadtteil Lindenthal. Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet  mit zwei Betten (davon ein Pflegebett), 2 Stühlen mit Tisch,  einem Fernsehgerät. Zimmer und Bad sowie das ganze Haus sind barrierefrei.

  

Im Speisesaal werden die drei Hauptmahlzeiten in Buffetform angeboten. In einem großen Kühlschrank kann man eigene Sachen deponieren (Extra-Kühlschrank für Medikamente). Kaffee, Mineralwasser und Obst stehen immer bereit. 

  

Täglich erhielten wir einen Plan mit unseren Therapie-Zeiten. Diese sind kein „Spaziergang“, aber auf jedes Kind individuell zugeschnitten. Zwischen den jeweiligen Übungszeiten hatten wir ausreichend Pausen zum Ausruhen, Essen und Trinken.

  

Beim ersten Training auf dem Galileo waren die Therapeutin und ich sehr gespannt, wie Sabrina sich auf die ungewohnte Bewegung einstellen würde. Sie akzeptierte die Vibrationen von Anfang an und ließ sich bereitwillig in jede Position bringen (liegen, stehen, knien, sitzen). Ihre Lieblingsmusik vom ipod unterstützte sie in den drei Minuten Übungszeit.

 

Aktive Mitarbeit ist bei vielen Kindern nicht möglich, aber hier auch nicht nötig!

 

Der Muskelaufbau funktioniert auch bei passivem Training.

  

Neben den Übungen auf dem Galileo (9x täglich 3 Minuten) war Sabrina regelmäßig auf dem Motomed, um die Bewegung von Beinen und Armen zu automatisieren. Leider fand sie dieses Gerät ziemlich langweilig. Das Laufband als völlig neue Trainingsart (abgesichert in Gurten) war für sie recht mühsam, die Kräfte ließen beim Laufen rasch nach. Aber diese Wochen sind eine Trainingszeit, die Kinder werden an ihre Grenzen geführt, um Muskeln und Kraft aufzubauen. Innerhalb dieser ersten zwei Wochen haben sich das Gangbild und die Haltung der Füße beim Laufen enorm verbessert. Am letzten Tag lief sie unglaubliche 1,2 Kilometer in 25 Minuten!!

  

Zum Konzept gehören je nach individuellen Bedürfnissen des Kindes verschiedene Therapien und Geräte, z.B. Fitness-Geräte in Kindergröße, der Lokomat (mit dem das Kind auf passive Art Lauf-Bewegungen erlernen und automatisieren kann), Bobath-Therapie, eine Turnhalle mit schrägen Ebenen, unebenen Matten und vielem mehr. Reichlich Spaß bringen das Bewegungsbad und der wöchentliche Trommel-Workshop, beide dienen auch der Körperwahrnehmung und Förderung der Koordination.

  

Während unserer Aufenthalte war das Haus immer ausgebucht.  Die Stimmung der Kinder und Eltern ist ausgesprochen positiv, alle sehen die Erfolge der Therapien und sind deshalb sehr motiviert. Viele Familien sind wie wir in Anschlußprojekten über weitere Jahre immer wieder da.

  

Das Galileo-Konzept ist sehr professionell ausgearbeitet.

 

Fortschritte und Veränderungen werden immer wieder dokumentiert:

  •  Auf einem speziellen Laufbrett wird bei jedem Aufenthalt das Gangbild gefilmt und die Schrittlänge und –stärke gemessen.
  •  Wie läuft sie entlang einer Linie?
  •  Welche Strecke schafft sie in einer bzw. in sechs Minuten?

 Alle Galileo-Übungen werden notiert und mit detaillierten Bemerkungen versehen.

  

Die kompetenten und engagierten Therapeutinnen und Therapeuten testeten mit Sabrina immer mehrere Übungen auf dem Galileo, um für ihre motorischen Probleme und Fähigkeiten die richtigen zu finden. Sie leiteten Sabrina und mich ausführlich und geduldig an, bis die Übung „saß“.

  

Nach dem ersten stationären Aufenthalt wird der Galileo für einige Monate nach Hause ausgeliehen, dann folgt der zweite stationäre Aufenthalt und die zweite häusliche Übungszeit. Nach einer trainingsfreien Zeit und der Abschlußuntersuchung steht die Beurteilung, ob das Konzept fortgesetzt werden sollte.

  

Das Galileo-Konzept ist für viele Mädchen mit Rett-Syndrom sehr gut geeignet.

 

Die Aufnahme in das Konzept ist bis zum Alter von 25 Jahren möglich.

 

Nähere Informationen gibt es unter www.unireha-koeln.de bzw. direkt unter Tel. 0221-478-87627.

 

Das Konzept ist sehr begehrt und oft ausgebucht, also wartet nicht zu lange…..

  

Die ambulante Eingangsuntersuchung zeigt, ob das Konzept für Euer Kind geeignet ist. 

  

Petra Hämisch